Sexualität im Alter – Kann es auch in der zweiten Lebenshälfte ein erfülltes Liebesleben geben?

Thema: Liebe und Beziehung

Steckt darin wirklich ein Quäntchen Wahrheit?

Ist Sexualität im Alter nur ein Wunschtraum, oder können wir uns vielleicht sogar auf mehr Zeit für Zärtlichkeit freuen?
Gibt es Unterschiede bei den Geschlechtern, wenn es um sexuelle Aktivität geht?
Spielt Sex in der Beziehung noch eine wichtige Rolle?
Wie kann das Ausleben von Erotik und Lust im Herbst des Lebens aussehen?

Versuchen wir etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Mal Hand aufs Herz!

Wie offen sprechen wir wirklich über Intimität, Erotik oder auch Sexualität im Alter? Augenscheinlich etwas mehr, doch ist es teils immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft und eine Hürde zwischen selbst langjährigen Partnern.

Dabei wird es doch für immer mehr Menschen ein Thema, zumal heutzutage deutlich sichtbar die Lebenserwartung steigt. Und nicht zu vergessen, dass Sexualität eines der menschlichen Grundbedürfnisse ist.

Verschiedenen Umfragen zufolge ist die sexuelle Aktivität zwischen 50 und 80 Jahren ganz und gar nicht eingeschlafen. Häufig ist sogar das Gegenteil der Fall. Je nach Altersgruppe sind manchmal Männer, manchmal Frauen aktiver. Viele ältere Menschen haben zudem die Erfahrung gemacht, dass sie erst im zunehmenden Alter auch ein wirklich erfülltes Liebesleben haben. Vielleicht, weil der jugendliche Leistungsdruck nicht mehr da ist.

Und noch etwas haben viele erkannt: Sexualität im Alter steht nicht nur für den Geschlechtsakt. Sondern auch für eine tiefe Intimität, die von Verbundenheit und Geborgenheit geprägt ist. Bewusst genommene Zeit für Zärtlichkeit, intensiv und fantasievoll.

Fest steht, dass das körperliche Erscheinungsbild sich verändert. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger stark sichtbar. Nicht jeder kann sich mit seinem alten ICH wirklich anfreunden. Ebenfalls macht sich Veränderung beim körperlichen Befinden bemerkbar. Die Leistungsfähigkeit beziehungsweise Ausdauer nimmt ab. Verschiedene Zipperlein können zum täglichen Begleiter werden. Je nach Ausprägung kann es zu Einschränkungen kommen.

Und dann sind ja auch noch die altersbedingten Beeinträchtigungen verschiedener sexueller Funktionen. Männer wie Frauen haben dabei mit geschlechtstypischen Hindernissen zu kämpfen.

Eingeschlafenes statt erfülltes Liebesleben? Es geht auch anders!

Zugegeben: Viele fühlen sich im Herbst des Lebens nicht mehr wie 20. Doch müssen wir deswegen Erotik und Sex aus unserem Leben streichen?

Auch wenn die Leistungsfähigkeit abgenommen hat und wir nicht mehr dem jugendlichen Schönheitsideal entsprechen, muss dies weder dem Begehren noch dem Begehrtwerden entgegenstehen. Dafür müssen wir zu unserem Ich stehen und uns ohne Schamgefühl so annehmen, wie wir sind. Dann können wir uns entspannen, fallen lassen und geniessen.

So, wie sich das Befinden und der Körper selbst jenseits der Lebensmitte unterschiedlich verändern, so ändern sich oft auch die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben. Beispielsweise hinsichtlich Vorspiel und Sexstellungen. Nicht zuletzt auch dadurch bedingt, dass im Vergleich zu früher Erregung und Lust anders in uns ausgelöst werden. Wenn wir uns damit auseinandersetzen, können wir die Schalter erkennen und auch wieder Spass an der Sexualität im Alter haben.

Achtung: Auch in langjährigen Beziehungen kann es zu Missverständnissen kommen, wenn es beispielsweise um den Wunsch nach mehr Zeit für Zärtlichkeit und Erotik geht, oder um sexuelle Aktivität und ein erfülltes Liebesleben. Ein augenscheinlicher Rückzug des Partners kann ein Gefühl der Ablehnung auslösen, woraufhin der/die Andere auf Distanz geht. Ebenso können Unsicherheiten zu Blockaden führen und die Inaktivität ein falsches Signal an den Partner beziehungsweise die Partnerin senden. Also nicht gleich die Flinte ins Korn werfen!

Sexualität im Alter ist so individuell wie die Menschen selbst

Ob nun Attraktivität, Bedürfnisse oder Lust: Um jedwede Fehlinterpretationen zu vermeiden, müssen beide Partner offen miteinander kommunizieren. Und zwar konkret über das eigene Empfinden, Unsicherheiten, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche reden. Wenn einem Erotik, ein erfülltes Liebesleben und mehr Zeit für Zärtlichkeit wichtig sind, dann ist der Herbst des Lebens genau richtig.

Denn er steht für grosse Chancen: Die vorhandene Beziehung kann dem Gefühl entsprechend neu definiert werden. Man kann ohne Druck aufeinander eingehen. Man kann sich und den eigenen Körper neu entdecken.

Bleiben Sie neugierig und probieren Sie vielleicht sogar Neues aus. Man muss ja nicht gleich alle Stellungen im Kamasutra turnen. Für Dirty Talk, sinnliche Massagen oder Sextoys sind wir allerdings nie zu alt.

Es heisst, dass ausgelebte Sexualität im Alter nicht nur das Wir-Gefühl stärkt, sondern auch die Lebensenergie ankurbeln kann. Zudem sorgt sie für ein erfülltes Liebesleben, innere Ausgeglichenheit und ein positives Gesamtbefinden. Nicht zu vergessen, dass Intimität im fortgeschrittenen Alter sehr oft deutlich intensiver wahrgenommen werden kann.

Schlussendlich ist es eher ein Mythos, dass Menschen im Herbst des Lebens das Interesse an Erotik oder auch sexuelle Aktivität abgesprochen werden. Die Wichtigkeit ist allenfalls ein ganz persönliches Empfinden. Es gibt dabei kein besser oder schlechter. Jeder so, wie er/sie sich wohlfühlt.

Denn grundsätzlich kann man wohl sagen: Sex ist keine Frage des Alters! Er ist und bleibt die schönste Nebensache der Welt.


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