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Beitrag vom 28.03.2023
Wie bei vielen anderen Dingen im Leben gibt es auch beim Coming-out nicht diesen einen perfekten Zeitpunkt. Ein
Outing im Alter ist deswegen auch nicht schlechter.
Der eine findet schon früh heraus, dass er sich in der klassischen Geschlechterrolle und
Beziehung nicht wohlfühlt. Und ist auch bereit, dies seine Umwelt wissen zu lassen. Wie in einem vorherigen Artikel schon behandelt, ist die Pubertät bei vielen die Zeit der Erkenntnis.
Einige entdecken jedoch erst (sehr viel) später, dass sie sich beim gleichen Geschlecht wirklich angekommen fühlen. Oder sie sind erst dann bereit, zu ihrer
Homosexualität zu stehen und diese auch frei und sichtbar zu leben.
Doch wie diese Hürde am besten nehmen?
Warum lohnt sich ein
spätes Coming-out?
Und wie kann sich der Weg in die neue
Freiheit gestalten?
Ein Outing im Alter birgt auch Hindernisse
Einige Menschen, die die Mitte ihres Lebens geniessen, kommen vielleicht irgendwann nicht umhin, sich einzugestehen, dass sie zu ihrem eigenen Geschlecht die grössere Verbundenheit verspüren. Die Erfüllung erleben, die sie in einer Beziehung mit dem anderen Geschlecht nicht erfahren haben.
Als erwachsene Persönlichkeit mag man zwar fest auf dem Boden stehen und genügend Mut haben, diesen Weg zu gehen. Doch bedeutet frei von Pubertätsproblemen und Unabhängigkeit nicht zwangsläufig, dass ein
spätes Coming-out deswegen leichter ist.
Denn die jahrelang gelebte Fiktion lässt sich nicht so einfach widerrufen.
Das Leben wird auf den Kopf gestellt.
Nicht nur das eigene, sondern auch das des persönlichen Umfeldes.
So stellt sich auch hier die Frage, wem sie ihre
Homosexualität preisgeben wollen?
Familie und Freunde einweihen? Und was ist, wenn auch Kinder existieren?
Auch ein
Outing im Alter ist nicht frei von Schwierigkeiten.
Warum also ein spätes Coming-out?
Menschen, die den
Herbst des Lebens geniessen, sind in einer Zeit gross geworden, wo
Homosexualität nicht mal im Ansatz mit gesellschaftlicher Norm konform gegangen ist.
Gleichgeschlechtliche
Liebe galt als schamlos, krank oder auch abartig.
Je nach Land und Gesetz waren Handlungen teils sogar strafbar.
Ein Outing vor einigen Jahrzehnten war nur selten von Verständnis und Offenheit begleitet. So haben viele ihre abweichende sexuelle Orientierung verdrängt, vor Familie und Freunden geheimgehalten.
Und damit die Fassade auch zu den Nachbarn passte, wurden die gesellschaftlichen Erwartungen erfüllt. Es wurde eine klassische Mann-Frau-Beziehung eingegangen. Diese wurde mit einer Heirat, Kindern, Haus und Hund dann noch untermauert.
Ein Leben, das mehr Schein als Sein ist. Viele haben sich damit arrangiert. Einige sind irgendwann dazu übergegangen, ein Doppelleben zu konstruieren. Einen persönlichen Raum mit Seitensprüngen oder
Affären geschaffen, der sich nicht mit der Normalität überschneidet.
So oder so hat sich irgendwie nichts richtig und echt angefühlt.
Ein
Outing im Alter? Viele empfinden, dass es jetzt Zeit ist, die Maske fallenzulassen.
Zu sich selbst zu stehen und auch ehrlich zu seinem Umfeld zu sein.
Zu leben, was man ist.
Die Liebe mit dem Menschen zu geniessen, zu dem man sich hingezogen fühlt.
Denn man ist niemals zu alt, sich für ein neues Kapitel im Leben zu entscheiden.
Wie durch ein
spätes Coming-out.
Und der Weg in die neue
Freiheit lohnt sich. Auch wenn er vielleicht nicht frei von Hürden ist.
Wie wird ein Outing im Alter wahrgenommen?
Trotz unserer viel gepriesenen Offenheit, auch Menschen mit einem anderen Lebens- und Liebeskonzept zu tolerieren und zu akzeptieren, hat das Coming-out sich noch nicht ganz als Tabu verabschiedet.
Die sexuelle Orientierung eines Menschen entscheidet bei einigen immer noch darüber, ob sie ihn mögen oder besser meiden. Und häufig ist diese neue
Freiheit dann begleitet von Vorurteilen, Beleidigungen oder Ausgrenzung.
Verständlich, dass Menschen häufig unsicher sind, wie sie ihre abweichende Sexualität kommunizieren sollen. Und ebenso, wann sie sich outen sollen. Manchmal wird es dann ein
spätes Coming-out.
Während die jüngere Generation vermutlich kein Problem mit der veränderten Sexualität hat, wird sich diese Offenheit nicht auch immer bei älteren Menschen finden lassen. Sie sind anders aufgewachsen. Geprägt von der gesellschaftlich vorgelebten Norm. Oder vielleicht auch stark mit ihrem Glauben verbunden, der ebenfalls Abweichungen nicht gerne sieht.
Oder sie verweigern die Akzeptanz, da sie selbst von Unsicherheiten gequält sind. Von vielen wird
Homosexualität nicht akzeptiert, sondern allenfalls geduldet. Da die Gesellschaft als solche aufgeschlossener erscheint. Was jedoch nichts an der persönlichen Sichtweise ändert.
Auch ein spätes Coming-out verlangt Mut und braucht einiges an Arbeit
Doch all dies sollte nicht von einem
Outing im Alter abhalten.
Unser Leben - unsere Regeln - unsere Entscheidung.
Denn Homosexualität ist weder ein menschliches Übel noch eine Gefahr für die Gesellschaft. Es ist ein individuelles Lebens- und Liebeskonzept, über das sich niemand erheben sollte.
Gleichgeschlechtlich Liebende sind Menschen, die Träume und Ziele haben. Ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten. Und sich wie Heterosexuelle eine
Liebe und Beziehung auf Augenhöhe wünschen.
Gestehen wir ihnen zu, was wir für uns als selbstverständlich in Anspruch nehmen.
Mit dem Partner durchs Leben zu gehen, der unser Leben und wir seines auf allen Ebenen bereichern.
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