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Beitrag vom 15.05.2024
Zusammen spielen, eine Schulter zum Ausweinen, unterstützende Worte, Geborgenheit ... als dies und noch viel mehr sollte für
Kinder und Jugendliche selbstverständlich sein.
Doch sieht in vielen Familien die Realität ganz anders aus. Hier gibt es Respektlosigkeit von den
Eltern, statt Geborgenheit und
Liebe.
Ich zähl bis drei, dann ...
Wer nicht hören will, muss fühlen.
Aus dir wird nie etwas werden.
Vielen von uns dürften diese Sprüche vermutlich bekannt vorkommen. Es sind nur einige der Sätze, die Gewalt an Kindern oder Jugendlichen verharmlosen. Denn schon mit Worten beginnt die
innerfamiliäre Gewalt.
Wenn Kinder oder Jugendliche mit Partnerschaftsgewalt aufwachsen oder direkte Gewaltopfer werden, wird für sie der eigentlich behütete Ort zur
Hölle.
Denn die Menschen, die für ihren Schutz, ihr Wohlbefinden sowie Unterstützung auf emotionaler und sozialer Ebene verantwortlich sind, bedrohen ihre Welt massiv.
Was sind die Auslöser, wann beginnt Gewalt, wie kann sie sich zeigen und welche
Folgen ziehen diese Handlungen nach sich?
Der Feind im eigenen Haus - es passiert immer und überall
Häusliche Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen wird auch als
innerfamiliäre Gewalt bezeichnet.
Leider gehört in vielen Familien Gewalt immer noch zu den angewendeten Erziehungsmassnahmen.
Ebenso verschliesst unsere Gesellschaft auch heute noch häufig die Augen. Das unausgesprochene Problem wird toleriert und als normale Erziehungsinstrumente akzeptiert. Von einigen als unvermeidbar oder erforderlich angesehen. Schliesslich haben Klapse auf den Po oder Ohrfeigen noch niemanden getötet ...
Häusliche Gewalt gegenüber Kindern oder Jugendlichen zieht sich durch sämtliche Gesellschaftsschichten und Altersklassen.
Die WHO geht davon aus, dass mindestens eine Milliarde
Kinder und Jugendliche im Alter von zwei bis 17 Jahren häusliche Gewalt erfahren. Dabei sind Mädchen und Jungen gleichermassen betroffen.
Das tatsächliche Ausmass innerfamiliärer Gewalt lässt sich jedoch nur schwer erfassen. Wie bei Erwachsenen auch ist hier die Dunkelziffer noch zu gross.
In jedem Fall sind es immer noch zu viele Opfer.
Ursachen für Kindesmisshandlung
Als Gründe oder Auslöser werden verschiedene Faktoren beschrieben:
-
Beziehungsprobleme, Existenzunsicherheit, Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen
- Unkenntnis über Entwicklung, Erziehung und Pflege
- Konflikte ausserhalb des Heims
- Isolation, mentale Probleme, selbst erlebte Misshandlungen
- Affekt, Gleichgültigkeit, Erschöpfung und Überforderung oder Hilflosigkeit, die zur Wut wird
- Niedriger Bildungsstand
- Mangel an erzieherischer Kompetenz
- Unrealistische Erwartungen an Kinder oder Jugendliche
Oft ist es auch der Wunsch nach Dominanz über einen anderen Menschen. Kinder sind dabei die schwächsten Glieder in der Kette, gefolgt von Jugendlichen.
Interfamiliäre Gewalt hat viele hässliche Gesichter
Es wird aber grundsätzlich in vier Gewaltformen unterschieden.
Seelische/emotionale Gewalt: Brüllen, Beleidigung, Einschüchterung, Demütigung, Blossstellung, Liebesentzug, Einsperren, Verbote
Körperliche Gewalt: an den Ohren/Haaren ziehen, Schütteln, Stossen, Festhalten, Boxen, Schlagen, Quälen
Sexualisierte Gewalt: pornografisches Material, Exhibitionismus, sexualisierte Gesten oder Gespräche, jedwede körperliche Belästigung und sexuelle Handlung gegen den Willen
Körperliche und emotionale Vernachlässigung: fehlende Zuwendung, Selbstüberlassung, Verwahrlosung
Seelische/emotionale Gewalt gilt als häufigste Gewaltform gegen
Kinder und Jugendliche. Sie hinterlässt keine sichtbaren Verletzungen und ist schwieriger zu definieren, kann aber ebenso verheerende
Folgen haben wie körperliche oder sexualisierte Gewalt. Viele erleben auch mehrere Formen der Gewalt, die Übergänge können fliessend sein.
Vernachlässigung birgt zudem die Gefahr von lebensgefährlichen oder gar tödlichen Folgen.
Wo beginnt innerfamiliäre Gewalt?
Wenn kindliche Grundbedürfnisse und die eigenständige Persönlichkeit nicht respektiert werden, durch Ausübung von Macht oder Kontrolle. Und Erzeugung einer Abhängigkeit.
Aufgrund ihrer Entwicklung können sich Kinder noch nicht wehren gegen die Übergriffe und sind der Gewalt von Erwachsenen hilflos ausgesetzt. Doch auch Jugendliche sind nicht davor gefeit.
Kinder oder Jugendliche, deren
Eltern offen Partnerschaftsgewalt austragen, sind durch das Miterleben indirekte Opfer. Oft sind sie nicht nur unbeteiligte Zuschauer, sondern werden von beiden Elternteilen für ihre Zwecke genutzt und ohne Rücksicht auf Verluste mithineingezogen. In einigen Fällen richtet sich die Gewalt des Täters aber auch direkt gegen sie.
Grundsätzlich ist Gewaltausübung gegenüber Kindern und Jugendlichen eine strafbare Handlung, die je nach Land und Übergriff unterschiedlich verfolgt werden.
Zu unterscheiden davon ist, ein manchmal unangemessenes oder ungünstiges Verhalten der Eltern, welches ohne Misshandlungsabsicht an den Tag gelegt wird.
Die Folgen häuslicher Gewalt bei Kindern und Jugendlichen
Die Auswirkungen der erfahrenen Gewalt können
Kinder und Jugendliche oft ein Leben lang begleiten. Viele der seelischen Narben bleiben auch darüber hinaus ein Teil der Persönlichkeit.
Häufig schämen sie sich nicht nur für das, was passiert, sondern fühlen sich mitschuldig an dieser Situation. Der massive Stress, den
innerfamiliäre Gewalt mit sich bringt, kann nicht nur negative
Folgen für das Wohlergehen haben, sondern auch zu einer starken Beeinträchtigung der seelischen und körperlichen Entwicklung führen.
Viele tragen das Gefühl von Ohnmacht und Wertlosigkeit oder auch Wut und Schuld stetig mit sich herum. Sie fühlen sich alleingelassen, haben weniger Selbstvertrauen und auch kein Vertrauen in Erwachsene. Häufig zeigen sich Furcht und Schwermut.
Kinder und Jugendliche, die häusliche Gewalt erfahren haben, weisen oft einen niedrigeren Bildungsgrad auf, da es ihnen schwerfällt, zu lernen. Was im weiteren Verlauf negative Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung haben kann.
Auch fühlen sich viele nicht fähig, tiefe Liebe zu empfinden und eine
Beziehung einzugehen, die positiv geprägt ist. In einigen Fällen zeigt sich fehlende sexuelle
Selbstbestimmung als zusätzliche Hürde.
Kinder und Jugendliche, die mit dem Feind im eigenen Haus gross geworden sind, neigen im Erwachsenenalter ebenfalls häufig zu abnormem Verhalten und Gewaltbereitschaft. Sie haben verinnerlicht, dass (nur) Gewalt Konflikte lösen kann.
Bei vielen ziehen sich auch Probleme in verschiedenen Bereichen wie ein roter Faden durch das Leben. Oft begleitet durch erhöhten Konsum von Alkohol oder sonstiger Substanzen.
Nicht selten tendieren sie auch zu Gedanken über das Ende ihres Lebens.
Es ist also kaum absehbar, welche Folgen das Erlebte in direktem Zusammenhang als auch weiteren Verlauf haben kann.
Was Anzeichen für innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sein können, was man tun kann, welche Unterstützung und Möglichkeit der Prävention es gibt, haben wir in einem weiteren Artikel zu diesem Thema zusammengefasst.
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