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Beitrag vom 22.11.2020
Wenn die erste
Liebe einen erwischt, ist es ein Tsunami der
Gefühle. Hormone und Nervenzellen sprudeln sintflutartig in alle Ecken des Körpers und der Seele. Schmetterlinge im Bauch, Gummi in den Beinen und blind auf beiden Augen. Davon hat man viel gehört, aber wenn es einen selbst trifft, ist es umso magischer.
Ein Sich-Hingeben, ein Sich-Offenbaren, alles völlig normal - es ist ja die
grosse Liebe. Du und ich, für immer. Wünsche, Sorgen und Geheimnisse werden hemmungslos offengelegt - schwerelos auf Wolke Sieben.
Zeitspannen ohne Berührung, ohne Nachricht und ohne Kontakt sind Folter pur. Spätestens nach 30 Minuten ist man auf Entzug, kann an nichts anderes mehr denken - Hirn im Lockdown.
In jungen Jahren passiert vieles zum ersten Mal: Alleine verreisen, die erste Wohnung, das eigene Auto, der erste Job.
Diese Gefühle und alles, was mit der ersten Liebe zusammenhängt, sind für immer abgespeichert. Das ist wie Fahrradfahren, einmal gelernt und nie vergessen.
Umso gewaltiger ist der erste Kummer, wenn die
erste Liebe verschwindet, dann scheint es so, als wäre das Ende der Welt nahe. Alle Beziehungen, die danach kommen, werden damit verglichen und gemessen und die Messlatte liegt dementsprechend sehr hoch.
Die erste Liebe ist eben die erste Liebe ... und auch der erste
Liebeskummer ist unvergessen.
Verwandte Seelen
Meine Freundin Claudia ist im Jahr gefühlte zwei- bis achtmal verliebt und jedes Mal ist sie sich ganz sicher: Das ist er, Mr. Right! Das ist der Mann, mit dem ich Kinder haben möchte, mit dem ich alt werde. Und ich, ich bin müde, mich mit ihr zu freuen, ihr zuzuhören, ihr Fragen zu stellen, Ratschläge zu geben.
Meist endet es in einem Gefühlschaos, das dann auch bei mir landet. Einmal ist es Wut, einmal sind es echte Tränen, einmal ist es ein Gut, dass der Idiot weg ist. Auf jeden Fall kostet es meine Zeit, meine Energie und mein Mitgefühl. Claudia hängt nämlich immer noch ihrer one and only Jugendliebe nach.
Typen, die danach kamen, hatten nie eine Chance ihre romantischen Ansprüche zu erfüllen. Sie schnitten im Vergleich zu ihrem Thomas leider schlechter ab - Claudia hatte ein Punktesystem entwickelt. Doch welcher Mann möchte schon in allen Lebens- und Liebeslagen mit dem Ex im Wettbewerb nach Punkten stehen? Als einzigartiger Mann, mit Ecken und Kanten, will man geliebt werden, so wie man ist, oder gerade, weil man so ist? Völlig entnervt verschwanden ihre Männer, ohne Ausnahme.
Nach der letzten Geschichte will Claudia der Sache auf den Grund gehen. Sie verkündet eine männerfreie Auszeit. Sie fragt sich, ob Thomas heute noch dem Idealbild entspricht, das sie von ihm hat, ist er alleine in ihrer Erinnerung der Traumprinz? Oder ist es die Sehnsucht nach dieser Zeit der grossartigen Gefühle? Sie liest in Blogs, ist auf Foren unterwegs und redet mit Freunden - immer auf der Suche nach Antworten.
Langsam wird ihr klar: Sie hängt in dieser einmaligen Thomas-Story fest, sie sehnt sich nach einer Wiederholung, sie will das Gefühl von damals zurück. Das kann nicht funktionieren, jeder Lebensabschnitt ist anders, die Zeiten ändern dich - und alles um dich herum auch. Abhaken und mit offenem Auge und Herzen nach vorne schauen, rate ich ihr.
Dann, als sie es am wenigsten erwartet, trifft sie auf IHN. Ein Blick, eine Geste, der Duft, eine kurze Berührung - beide fühlen sich magisch angezogen. Ohne Worte, ohne gegenseitiges Abchecken, alles unwichtig. Nur zusammen fühlen sie sich endlich komplett, er ergänzt sie und sie ergänzt ihn. Sie verschmelzen zu einem grossen Ganzen - das ist
Magie für die Ewigkeit. Und die Unwichtigkeit hat einen Namen: Thomas.
Nichts bricht so quälend, wie ein Herz
Wissenschaftler betrachten massiven
Liebeskummer als ernsthaftes Problem. Nicht selten raten sie zu einer kurzen Auszeit. Man ist nicht nur unendlich traurig, extrem schlecht drauf, nein. Qualen attackieren den ganzen Körper auf undefinierte, unkontrollierte und unabstellbare Weise. Es sind Blessuren multipler Art, die man zuvor nicht kannte.
Das
Selbstbewusstsein ist im Keller und kommt auch so schnell nicht wieder hoch. Man stürzt in ein tiefes Loch, man hat den Boden unter den Füssen verloren. Da hilft kein Nimm´s nicht so schwer, wird schon wieder, kein wilder Mädelsabend, keine One-Night-Kiste. Auch der Gin & Tonic verfehlt seine Wirkung.
Die Zeit heilt alle Wunden, sagt meine Oma. Na super, geht das auch etwas genauer? Jahre, Monate, Wochen, wovon sprechen wir hier? Beim Entlieben gibt es keinen Beipackzettel, keinen Zeitplan, aber das Gute ist, es ist zu schaffen, dafür gibt es genügend Beispiele.
Was uns nicht bricht, macht uns stärker, auch von meiner Oma. Recht hat sie, aber wie komme ich bis dahin?
Tun, was sich gut anfühlt
Im ersten Schritt ist es hilfreich, sich über die Verlustgefühle klar zu werden, zuordnen und ernst nehmen. Alles, was sich gut anfühlt, ist jetzt angesagt. Jeder hat da sein eigenes Rezept, manchmal sind es auch Reflexe oder Schutzmechanismen. Ist diese Notfallphase überstanden, sollte man auf jeden Fall in die nächste übergehen. Selbstmitleid und Selbstzweifel in Dauerschleife - keine gute Idee.
Es besteht die Gefahr, dass der
Liebeskummer dramatisch gross und dauerhaft wird. Unterstützung von aussen zulassen, ein Tapetenwechsel, liebe Menschen um sich herum scharen, das braucht man jetzt. So kann die
grosse Liebe mit anderen Augen gesehen und hinterfragt werden. Vergiss die erste grosse Liebe - die letzte ist die Wichtigste, würde Oma jetzt wohl sagen.
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